Atzenhof (Fürth)

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Atzenhof
Kreisfreie Stadt Fürth
Koordinaten: 49° 30′ N, 10° 57′ OKoordinaten: 49° 30′ 15″ N, 10° 57′ 10″ O
Höhe: 295 m ü. NHN
Einwohner: 520 (1999)
Eingemeindung: 1. Januar 1918
Postleitzahl: 90768
Vorwahl: 0911
Luftaufnahme von Atzenhof (2020)
Luftaufnahme von Atzenhof (2020)
Kriegerdenkmal in Atzenhof (2013)

Atzenhof (fränkisch: Adsn-huhf[1]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Fürth (Mittelfranken, Bayern).[2]

Das Dorf liegt im Nordwesten von Fürth am rechten Ufer der Zenn zwischen Unterfarrnbach und Vach. Seit 1972 wird der Ort vom Main-Donau-Kanal (Europa-Kanal) in zwei Hälften geteilt. An der östlichen Seite des Kanals liegt der Hafen Fürth. Die Gemeindeverbindungs-/Kreisstraße FÜs 5 verläuft nach Stadeln zur Staatsstraße 2242 (1,4 km nordöstlich) bzw. nach Unterfarrnbach (1,5 km südlich). Gemeindeverbindungsstraßen verlaufen nach Ritzmannshof (1,2 km westlich) und nach Burgfarrnbach (2,2 km südwestlich).[3]

Der Ort wurde 1303 als „Atzenhoven“ erstmals urkundlich erwähnt, als der Nürnberger Burggraf Konrad die Hofmark Fürth, zu der auch Atzenhof zählte, an das Domkapitel im Bamberg abtrat. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Atzo.[4]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Atzenhof 15 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Stadtvogteiamt Langenzenn aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das bambergische Dompropsteiamt Fürth. Grundherren waren das Dompropsteiamt Fürth (1 Hof, 8 Gütlein, 4 Häuslein, 1 Hirtenhaus) und ein Herr Bauer zu Vach (1 Hof).[5]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort der Polizeicommision Fürth. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Atzenhof dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Unterfarrnbach und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Unterfarrnbach zugeordnet.[6] Am 1. Januar 1918 wurde Atzenhof nach Fürth eingegliedert.

1916 wurde der Militärflugplatz Atzenhof eingerichtet, der durch die Flughafenbahn mit der Bahnstrecke Fürth–Würzburg verbunden war. Von 1920 bis 1934 gab es hier einen internationalen Verkehrsflughafen, bevor der Flughafen im Nürnberger Stadtteil Marienberg in Betrieb genommen wurde. Ab 1934 nutzte die Reichsluftwaffe das Gelände bis zum Einmarsch der US-Army am 18. April 1945 als Fliegerhorst.

Nach 1945 wurde das Flugplatzgelände zunächst von der United States Air Force als Militärstützpunkt mit Flugbetrieb und anschließend von der US-Army bis 1993 unter dem Namen „Monteith Barracks“ als Standort einer Panzereinheit und als Army Airfield (AAF) genutzt.

Nach dem Abzug der US-Army wurde das Gelände einer zivilen Nutzung zugeführt, wobei der teilweise denkmalgeschützte historische Gebäudebestand erhalten werden konnte.

  • Atzenhofer Straße: Kriegerdenkmal
  • Atzenhofer Straße 44: Zugehörige Scheune mit einfachem Fachwerk, noch 18. Jahrhundert. Straßengiebel. Neuer Ostanbau.[7]
  • Atzenhofer Straße 48: Wohnstallhaus
  • Atzenhofer Straße 50: Erdgeschossiges Bauernhaus, zwei Flügel, Mitte des 18. Jahrhunderts. Langgestreckte, verputzte Straßenfront mit vier Türen und acht Fenstern. Westflügel am Nordgiebel mit Muschelbekrönung.[7]
  • Flugplatzstraße: Ehemaliger Flughafen Nürnberg-Fürth
  • Käthe-Brand-Straße: Ehemaliger Funkbunker

Einwohnerentwicklung

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Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 001999
Einwohner 48 113 137 137 192 206  * 235 286 327 337 520
Häuser[8] 16 18 27 28  * 33 51 86
Quelle [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19]
* 
Ort wird zu Unterfarrnbach gerechnet.

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Johannis (Burgfarrnbach) gepfarrt.[5][17] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Marien (Burgfarrnbach) gepfarrt.[20]

Naherholung und Energiegewinnung auf der ehemaligen Mülldeponie

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Luftaufnahme des Solarbergs von Südosten (2020). Im Hintergrund der Führter-Stadtteil Flexdorf

Der Hügel (49° 31′ N, 10° 58′ O) der ehemaligen Mülldeponie ist begrünt und steht nunmehr als Spaziergelände zur Verfügung. Die Aussicht nach Erlangen, Nürnberg, Fürth, zur Alten Veste und nach Vach ist eindrucksvoll. Auch kann man von hier sehr gut die den Nürnberger Flughafen anfliegenden Flugzeuge beobachten. Am Fuße des Berges befindet sich ein Golfplatz. Beeindruckend ist auch die große Trogbrücke des Rhein-Main-Donau-Kanals über den Zenngrund.[3]

Seit 1995 wird aus dem Inneren der Hochdeponie Gas zur Stromgewinnung abgesaugt (ca. 1 Mio. m³ jährlich). Die Stadt Fürth errichtete ab dem Spätsommer 2003 zusammen mit der regionalen Solarwirtschaft am Südhang des 60 m hohen Berges das größte Solarkraftwerk Nordbayerns. Die Photovoltaikanlage ging am 23. Dezember 2003 offiziell ans Netz und soll jährlich 957.000 Kilowattstunden Strom produzieren. An der Investitionssumme von 4,65 Mio. Euro sind die Bürger der Region mit 1 Mio. und die Stadt Fürth mit 500.000 Euro beteiligt. Die neue Nutzung hat dem Hügel den Namen Energie- oder Solarberg eingebracht.

Der Südhang des Solarbergs während der Installationsphase der Solarmodule im Jahr 2003

Seit dem Sommer 1972 steht an der Lände Fürth bei Atzenhof am Main-Donau-Kanal ein kleines, leistungsfähiges trimodales Güterverkehrszentrum Schiff/Schiene/Straße zur Verfügung.[21]

Commons: Atzenhof (Fürth) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 10. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „adsnhūf“.
  2. Gemeinde Fürth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Juli 2023.
  3. a b Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 21. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 10f.
  5. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 99f.
  6. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 226.
  7. a b A. Gebeßler: Stadt und Landkreis Fürth, S. 49. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  8. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  9. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 6 (Digitalisat).
  10. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 210 (Digitalisat).
  11. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1028, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  12. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1194, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  13. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1124 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1192 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1182 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1015 (Digitalisat).
  17. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 747 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).
  20. Struktur. In: ssb-clw.kirche-bamberg.de. Abgerufen am 21. Juli 2023.
  21. Hafen Fürth. Auf: binnenhafen.info, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juli 2015; abgerufen am 21. Mai 2015.